Stolpersteine sichtbar machen (2023)

24 Personen unterschiedlichen Alters beteiligten sich am Sonntag, 26. März an der Stolperstein-Aktion, die das KiJuPa Marburg gemeinsam mit der Frauenvereinigung Soroptimist International Club Marburg im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus durchführte.

Auf dem Weg durch das Marburger Südviertel wurde an sieben Stationen Stolpersteine glänzend geputzt und es wurde mit Blumen und Auszügen aus den jeweiligen Biografien der Personen gedacht, die sich hinter den Namen auf den Stolpersteinen verbergen. Die Schicksale dieser Marburger Bürger*innen haben die Gruppe sehr berührt.

Die Route führte von der Synagoge aus zunächst zum Haus in der Liebigstraße 20, welche früher Wörthstraße hieß. Dort wurde der Familie Simon gedacht. Wilhelm, Nanny, Hanna, Sulamith und Ismar lebten hier bis zur ihrer Deportation nach Riga im Jahr 1941. Das Schicksal der Familie ist nicht im Detail geklärt. Feststeht, dass alle ermordet wurden.

In der Wilhelmstraße 3 – dort, wo heute ein Gebäude der Sparkasse steht – lebte Hedwig Jahnow, die 1925 zur stellvertretenden Direktorin der Marburger Elisabethschule ernannt wurde, für die Deutsche Demokratische Partei im Stadtparlament saß und 1920 die erste Frau im Magistrat war. Sie wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und starb dort 1944 an Unterernährung.

Weiter ging es zur Haspelstraße 17. Dort wohnte die Familie Lion. Das Ehepaar Karl und Franziska Lion wurden 1941 nach Riga deportiert. Es ist davon auszugehen, dass Karl Lion dort ermordet wurde. Seine Frau Franziska wurde nach Stutthof verschleppt und ist wahrscheinlich dort ermordet wurden. Karl Lions Mutter Fanny starb 1941 an Alters-Herzschwäche in Marburg. Sie erhielt keinen Grabstein auf dem jüdischen Friedhof mehr und wäre 1942 nach Theresienstadt verschleppt worden. Auch sie erhielt aus diesem Grund einen Stolperstein.

Der Weg führte die Gruppe weiter in die Schwanallee 15. Das ehemalige Wohnhaus der Schwestern Rosa Bergel, geb. Baum und Bertha Baum steht heute nicht mehr. Es stand im Gartenbereich des heutigen Neubaus hinter der Bushaltestelle. Beide Schwestern waren in Marburg geboren. Bertha Baum lebte ab 1925 bei der Familie ihrer Schwester in der Schwanallee. 1943 wurden die Schwestern nach Theresienstadt deportiert. Bertha Baum starb dort. Ihre Schwester Rosa wurde weiter nach Treblinka deportiert und wurde dort möglicherweise ermordet.

In der Stresemannstraße 11, ehemals Moltkestraße 11, wurde der Familie Spier sowie Betty Franken gedacht. Abraham Spier, seine Frau Ricka und ihr Sohn Heinz Hermann wurden 1942 deportiert und 1944 in Ausschwitz ermordet. Betty Franken war eine Schwester von Ricka Spier. Sie wurde bereits 1941 nach Riga verschleppt und dort ermordet.

Der Altphilologe und Universitätsprofessor Hermann Jacobsohn lebte in der Schückingstraße 24. Er war der Leiter des „Deutschen Sprachatlasses“. Nachdem er aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ als Jude aus dem Staatsdienst entlassen wurde, nahm er sich am 25. April 1933 das Leben.

Die Route der diesjährigen Stolperstein-Aktion endete in der Friedrichstraße 2 lebte die Familie Reis. Auch der der Rechtsanwalt Dr. Hermann Reis erhielt ab 1933 ein Berufsverbot. Gemeinsam mit seiner Frau Selma und seiner Tochter Berta Marion lebte er bis 1940 in der Friedrichstraße. Danach musste die Familie in das „Ghettohaus“ in der Heusingerstraße 3 ziehen und 1942 für kurze Zeit in das „Ghettohaus“ in der Schwanallee 15. 1942 wurde die Familie Reis nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Ausschwitz ermordet.

Mehr Informationen zu den Stolpersteinen gibt es auf der Internetseite der Geschichtswerkstatt Marburg unter www.geschichtswerkstatt-marburg.de.

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Stolpersteine sichtbar machen (2022)

Rückblick: KiJuPa-Stolperstein-Aktion „Sichtbar machen“

Ein Zeichen gegen das Vergessen

16 Personen unterschiedlichen Alters beteiligten sich am Sonntag, 27. März an der Stolperstein-Aktion, die das KiJuPa Marburg gemeinsam mit der Frauenvereinigung Soroptimist International Club Marburg im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus durchführte.

Auf dem Weg durch das Marburger Südviertel wurde an sieben Stationen Stolpersteine glänzend geputzt und es wurde mit Blumen, Kerzen und Auszügen aus den jeweiligen Biografien der Personen gedacht, die sich hinter den Namen auf den Stolpersteinen verbergen. Die Schicksale dieser Marburger Bürger*innen haben die Gruppe sehr berührt.

Die Route führte durchs Südviertel

Die Route führte von der Synagoge aus zunächst zum Haus in der Liebigstraße 20, welche früher Wörthstraße hieß. Dort wurde der Familie Simon gedacht. Wilhelm, Nanny, Hanna, Sulamith und Ismar lebten hier bis zur ihrer Deportation nach Riga im Jahr 1941. Das Schicksal der Familie ist nicht im Detail geklärt. Feststeht, dass alle ermordet wurden.

In der Wilhelmstraße 3 – dort, wo heute ein Gebäude der Sparkasse steht – lebte Hedwig Jahnow, die 1925 zur stellvertretenden Direktorin der Marburger Elisabethschule ernannt wurde, für die Deutsche Demokratische Partei im Stadtparlament saß und 1920 die erste Frau im Magistrat war. Sie wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und starb dort 1944 an Unterernährung.

Der Weg führte die Gruppe weiter in die Schwannallee 15. Das ehemalige Wohnhaus der Schwestern Rosa Bergel, geb. Baum und Bertha Baum steht heute nicht mehr. Es stand im Gartenbereich des heutigen Neubaus hinter der Bushaltestelle. Beide Schwestern waren in Marburg geboren. Bertha Baum lebte ab 1925 bei der Familie ihrer Schwester in der Schwanallee. 1943 wurden die Schwestern nach Theresienstadt deportiert. Bertha Baum starb dort. Ihre Schwester Rosa wurde weiter nach Treblinka deportiert und wurde dort möglicherweise ermordet.

In der Stresemannstraße 11, ehemals Moltkestraße 11, wurde der Familie Spier sowie Betty Franken gedacht. Abraham Spier, seine Frau Ricka und ihr Sohn Heinz Hermann wurden 1942 deportiert und 1944 in Ausschwitz ermordet. Betty Franken war eine Schwester von Ricka Spier. Sie wurde bereits 1941 nach Riga verschleppt und dort ermordet.

Der Altphilologe und Universitätsprofessor Hermann Jacobsohn lebte in der Schückingstraße 24. Er war der Leiter des „Deutschen Sprachatlasses“. Nachdem er aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ als Jude aus dem Staatsdienst entlassen wurde, nahm er sich am 25. April 1933 das Leben.

In der Friedrichstraße 2 lebte die Familie Reis. Auch der der Rechtsanwalt Dr. Hermann Reis erhielt ab 1933 ein Berufsverbot. Gemeinsam mit seiner Frau Selma und seiner Tochter Berta Marion lebte er bis 1940 in der Friedrichstraße. Danach musste die Familie in das „Ghettohaus“ in der Heusingerstraße 3 ziehen und 1942 für kurze Zeit in das „Ghettohaus“ in der Schwanallee 15. 1942 wurde die Familie Reis nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Ausschwitz ermordet.

Die Route der diesjährigen Stolperstein-Aktion endete in der Haspelstraße 17. Dort wohnte die Familie Lion. Das Ehepaar Karl und Franzsika Lion wurden 1941 nach Riga deportiert. Es ist davon auszugehen, dass Karl Lion dort ermordet wurde. Seine Frau Franziska wurde nach Stutthof verschleppt und ist wahrscheinlich dort ermordet wurden. Karl Lions Mutter Fanny starb 1941 an Alters-Herzschwäche in Marburg. Sie erhielt keinen Grabstein auf dem jüdischen Friedhof mehr und wäre 1942 nach Theresienstadt verschleppt worden. Auch sie erhielt aus diesem Grund einen Stolperstein.

Mehr Informationen zu den Stolpersteinen gibt es auf der Internetseite der Geschichtswerkstatt Marburg unter www.geschichtswerkstatt-marburg.de.

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Stolpersteine sichtbar machen (2019)

Die bewegende Geschichte der jüdischen Gemeinde Marburgs reicht zurück bis ins Mittelalter. Das dunkelste Kapitel dieser langen Historie spielte sich zweifelsohne zur NS-Zeit des vergangenen Jahrhunderts ab, als jene jüdischen Mitbürger, die nicht bereits ausgewandert oder in andere Städte geflüchtet waren, in Vernichtungslager deportiert, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Um die Erinnerung an diese grausamen Schicksale lebendig zu halten, luden die Sorores des Clubs Marburg am 05. Mai erneut dazu ein, gemeinsam Stolpersteine zu polieren.

Über 20 Interessierte folgten diesmal dem Aufruf und versammelten sich zunächst vor der Synagoge in der Liebigstraße. Neben Clubschwestern fanden sich viele Mädchen und einige Jungen des nahegelegenen, städtischen Kinder-und-Jugend-Parlaments mitsamt Geschwistern, Freunden und Eltern ein, um sich einmal mehr der Stolpersteine des Südviertels anzunehmen und diese vom Schmutz des Winters und Alltags zu befreien.

Angeführt durch Barbara Wagner von der Geschichtswerkstatt Marburg führte der Weg von der Liebigstraße über die Haspelstraße in die Wilhelmstraße jeweils zu den Stolpersteinen, die vor den zuletzt bewohnten Häusern der NS-Opfer liegen. Weitere Stopps folgten in der Universitätsstraße, Frankfurter Straße und schließlich in der Schückingstraße. So wurde insgesamt sechs verschiedener Familien gedacht, wobei Frau Wagner äußerst fachkundig über die Einzelschicksale aller Opfer referierte. Diese interessanten und zugleich erschreckenden Hintergrundinformationen zu den jüdischen Bürgern machten die Beschäftigung mit der Vergangenheit an diesem Nachmittag noch lebendiger und eindrücklicher.

Jeder Stein wurde gründlich gereinigt, mit einer Blume geschmückt und durch eine Kerze beleuchtet. Selbst die Kleinsten zeigten sich hier äußerst motiviert und packten gern mit an.

Der neue Glanz der frisch polierten Steine wird hoffentlich auch zukünftig dazu beitragen, dass Marburgs Bewohner und Besucher ins Stolpern kommen, damit die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen niemals in Vergessenheit geraten.

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Stolpersteine verlegen (2018)

Am 18. Oktober 2018 traf sich eine recht große Gruppe, um zusammen mit Gunter Demnig, dem Gestalter und Initiator der deutschlandweiten Stolpersteininitiative, weitere Steine der Erinnerung in Marburg zu verlegen. Diese „Stolpersteine“ sollen an die in der NS-Zeit in Marburg lebenden und später verschleppten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnern und werden vor deren ehemaligen Wohnhäusern verlegt.

Als Service Club für Frauen wählten wir unseren Stolperstein zur Erinnerung an Sophie Johanna Henriette Franck aus, die in der Gisselberger Straße 17 lebte. Sie wurde im hohen Alter von 86 Jahren als sogenannte „Rassejüdin“ in das KZ Theresienstadt verschleppt.

Wie wichtig die Verlegung dieser Steine auch für die jüdische Gemeinde in Marburg ist, zeigte die Teilnahme ihres Vorsitzenden Amnon Orbach und seiner Frau. Trotz seines hohen Alters begleitete er die Gruppe an diesem Tag.

Wir wünschen uns, dass die Menschen, die über diesen Stein „stolpern“, einen Moment lang innehalten, damit auch Henriette Franck nicht vergessen wird.

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Stolpersteine sichtbar machen (2018)

Stolpersteine sind zum Stolpern da. Niemand stolpert allerdings über Steine, die gar nicht sichtbar sind. Deshalb und weil sich judenfeindliche Vorfälle erschreckenderweise wieder zu häufen beginnen, tat sich der Marburger SI Club zusammen mit der Marburger Geschichtswerkstatt, dem KiJuPa Marburg sowie einer Mädchengruppe, die sich vorher bereits mit dem Thema beschäftigt hatte, um einige Steine in der Marburger Innenstadt nach dem Winter zu reinigen. Treffpunkt am 15. April 2018 war die Marburger Synagoge und so zogen bei schönstem Wetter etwa 20 Sorores, Mädchen und Eltern von Stein zu Stein, lasen die Geschichten der Deportierten vor, reinigten die Steine und legten Blumen und Kerzen nieder. Bei aller Nachdenklichkeit stimmte es die Beteiligten umso zufriedener, als sie beobachten konnten, dass die Passanten tatsächlich wieder an den Steinen stehen blieben und innehielten.

Die Veranstaltung inspirierte die Sorores des Weiteren dazu, selbst eine Patenschaft für einen neuen Stolperstein zu übernehmen, der im Oktober verlegt wird.

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